HiFi-Stereo für die Datsche ohne Netzstrom ist mit mp3-player, einem
kleinen Solarpanel, einem (fast) beliebigen Transistor-NF-Verstärker
und einem Paar ausgedienten Boxen leicht zu realisieren. Und zwar ohne
jegliche Betriebskosten bzw. Batterien, oder nicht aufgeladenen Akkus.
Meine Lösung - aus Elektronikschrott, Sperrholzresten und einer alten
Jutetasche aus den 80ern (beschriftet mit "JUTE STATT PLASTIK -
KinderHandarbeit aus Bangladesch"!!) :
Eine Stereo-Aktivbox mit je einem 10 W - Tieftöner und Hochtöner pro
Kanal und einer 2-Kanal-Transistor-Endstufen-Platine mit komplementären
AC178K und AC179K in der Endstufe, die jeweils etwa 3 W bringen. Die
Platine habe ich vor etwa 30 Jahren noch bei Völkner-Elektronik für ein
paar D-Mark erstanden und hat für jeden Kanal jeweils Potis für
Höhen-Abschwächung und Lautstärke. Heutzutage gibt es sicher Besseres,
aber man sollte bei der Planung die Leistungsaufnahme des
Verstärker-Bausteins im Auge behalten.
Die Stromversorgung erfolgt über
- eingebautes Netzteil (220 V / 7 V ~)
- Solarmodul (9 V, 150 mA, Conrad Best.-Nr. 110452), und/oder
- 6 NiMH-Baby-Akkus (jeweils 1,2 V, also 7,2 V)
Bei Netzbetrieb oder angeschlossenem Solarmodul werden immer die Akkus
geladen. Es wurde eine Überspannungssicherung per Zehnerdiode (ZPY8.2V
in Reihe mit 1N4001) und ein Schutz vor Entladung der Akkus über das
Solarmodul per Schottky-Diode (1N5819) vorgesehen:
(Das Schaltbild zeigt bereits das nachträglich implementierte mp3-Modul, Beschreibung dazu siehe unten.)
Netzanschluss, NF-Eingang, Gleichstromversorgungs-Eingang,
Ein-Aus-Schalter und Anschlussmöglichkeit für die Lautsprecher erreicht
man über die Rückseite:
Ich habe zu sehr Angst um meine Finger und besitze daher keine
Kreissäge. Also alles handgesägt wie Mutters Zimtsterne. Geht auch; mit
einer großen Säge wird es auch gerade. Ich leime und nagele, denn wenn
die geleimte Kante mal brechen sollte, hält es trotzdem noch und ich
brauche nicht aufwändig mit riesigen Schraubzwingen zu hantieren und es
geht außerdem erheblich schneller. Die Frontbespannung ist eine
Jute-statt-Plastik-Tragetasche aus den Öko-80ern.
Die Lautsprecher sind aus einem Grundig - Fernseher mit Hifi-Stereo
Endstufe von 1983. Die Tieftöner sind jeweils in einer Plastik-Box, die
ich komplett eingebaut habe.
Links der Netztrafo, in der Mitte das Modul und die NF-Cinch-Buchsen,
rechts Schalter und Lautsprecher-Anschlüsse. Man kann die Box mit
externem Verstärker betreiben oder zusätzliche Lautsprecher anschließen.
Ich habe hinter die Platine ein Alublech (Boden von der Aluschale
von einem "Schlemmerfilet Bordelaise") festgeschraubt: Da brummt nix
mehr!
Die Befestigung der Batteriefächer mit Klettband reicht nicht, denn die
Akkus kullern bei der leichtesten Erschütterung heraus. Ich habe sie
zusätzlich mit einem einschiebbaren Holzbrett gesichert.
Erfahrungsbericht:
Ich wusste bereits, daß gute, überdimensionierte Lautsprecher auch
schon gut mit kleinen Verstärkern klingen. Aber daß ich auf meiner
Datschenwiese mit ein bisschen Photovoltaik soviel Bass und
Dance-Floor-Stimmung erzeugen kann, hätte ich nicht gedacht. Unbedingt
nachbauen!
Betreibt man den Verstärker tagsüber bei Sonnenschein mit, sagen wir,
"Strandcafé-Lautstärke", reichen die Akkus noch die ganze Nacht.
Implementierung eines mp3-Moduls:
Aus Shenzen /China kann man sich Module kommen lassen, die mp3-Dateien von Speicherkarten und USB-Sticks abspielen,
hier oder
hier.
Ich habe ein Modul einfachster Bauart - Sonnenlicht-fest in Silber -
wie folgt eingebaut, das lt. Datenblatt mit 3,7 V läuft und
Kopfhörer-übliche Ausgangssignale liefert:
Die Akku-Spannung habe ich mit einem LM317 fest auf 3,7 V
heruntergeregelt (s. Schaltplan oben), das ganze auf ein Stück
Leiterplatte mit geeignet weggefräster Kupferbahn als Lötstützpunkte,
was eine wirklich schnelle Methode ist. (5 V mit einem 7805 gingen
auch, das habe ich aber erst nachträglich erfahren und so, wie es jetzt
ist, darf die Akkuspannung auch mal stärker einknicken, ohne daß das
Modul aussetzt.)
Ein Problem war die Masseführung: Der Verstärker hat PNP-Transistoren
und daher plus an Masse, das mp3-Modul liegt mit minus an Masse: Die NF
ist durch die Eingangskapazitäten des Verstärkers (nicht
eingezeichnet!) ausgekoppelt. Das ergibt bei Netzbetrieb natürlich eine
veritable Brummschleife, denn der Restbrumm der doch recht einfachen
Netzteil-Siebung, die sich auf der Verstärker-Platine befindet und die
ich eben auch verwenden wollte
1), liegt dann eben auf der
Masse des mp3-Moduls. Abhilfe würde sicher ein zweiter Regelbaustein
extra für den Verstärker bringen, aber ich wollte nicht noch mehr
Leistung verbraten (Akkubetrieb). Der Restbrumm bei Netzbetrieb konnte
mittels Siebwiderstand zwischen zwei Elkos, dessen Mimimalwert von 5 Ω
mit einem Poti ermittelt wurde, auf ein sehr erträgliches Maß
zurückgeführt werden. Das ich den "Reggaemaster" meist draußen im
Solar/Akkubetrieb verwende, ist das ein guter Kompromiss. Außerdem
merke ich dann, wenn er am Netz ist.
Das Ganze funktioniert zufriedenstellend, man sollte von diesen recht
preiswerten Modulen, die immerhin über Fernbedienung und UKW-Radio
verfügen, nicht zuviel erwarten. Die Lautstärke am Verstärker muss so
eingestellt werden, dass die bei zu empfindlichem Verstärkungeingang
hörbaren Sample-Impulse (ich hoffe man nennt das so, gemeint ist ein
wiederkehrendes Knacken bei Wiedergabe von mp3-Dateien) des mp3-Moduls
unter dem Signal/Rauschverhältnis liegen.
1) Die minus-Leitung hinter dem Gleichrichter zum Sieb-Elko
auf der Platine wurde aufgetrennt, um die Akkus und den Umschalter für
Netz-/Akku-Solarbetrieb dazwischenzuschalten.