Ein
Projekt vom Sommer 1986, in dem ich einen auftrittstauglichen Amp
benötigte. Ich hatte noch zwei Verstärker der Fa. NSM Apparatebau Bingen
(1963, 1964) aus Musikboxen komplett bestückt.
Die Potis für Eingangspegel,
Höhen und Bass waren auf dem hammerschlaglackierten Blechchassis
angebracht
(leider kein Foto vom Original). Einen Verstärker hatte ich zwecks
konzertierter Aktion meinem damaligen WG-Mitbewohner und
Band-Mitstreiter (auch ein Klaus) überlassen: Der gemeinsame Bau eines
E-Bass und E-Gitarren-Vertärkers war beschlossen. Wir stellten also
zwei alte Schreibtische in Zuprostweite gegenüber und hörten bereits
nach vier Wochen den ersten Netzbrumm in den neuen Celestion -
Lautsprechern, denn es waren Semesterferien und wir hatten Zeit.
Der Schlaltplan der Originalgeräte war etwa wie folgt (das hat mich
damals nur
insofern interessiert, daß ich die wissen wollte, wie die Beschaltung
der EL12 - Gegentaktstufe und der ECC 83 - Treiberstufe ist, weswegen dieses R-C-Netzwerk vor
der ersten und zweiten Stufe wahrscheinlich nicht richtig verstanden und
unvollständig und aufgenommen wurde).
Schaltungstechnisch interessant ist die direkte galvanische Ankopplung
des Gitters der völlig symmetrisch beschalteten Treiber - ECC 83 an die Anode der vorherigen Triode (ECC 83).
Alle Widerstände und Kondensatoren waren, was bereits von außen
erkennbar war, ziemlich marode und wir hatten sie daher komplett durch
neuere ersetzt..
..gemäß folgender von mir improvisierten Schaltung mit Eingangs-
und
Master-Poti. Auch die Gegenkopplung vom "heißen" Anschluss des
Lausprechers zur Kathode des ersten Systems der Treiber-ECC83 über 70
KΩ habe ich übernommen. In diesem älteren Bild fehlt noch die
Gleichrichterröhre EZ 81, die ich später statt der
Halbleiter-Gleichrichter (im Bild unten rechts) wieder einbaute.
(Hinter der Eingangsbuchse statt 0,1µF bitte 2x 0,2 µF (1000V-) hintereinander schalten. Erläuterung s.u.)
Der Standby-Schalter ist problematisch: Schaltet man den Netzschalter
ein und schließt erst später den Standby-Schalter, wird der erste 50µF
- Elko schlagartig geladen, so daß die sekundärseitige Sicherung
durchbrennt. Der Sachverhalt ist hier dargestellt:
Abhilfe bietet die "Modifikation" (s. Bild), allerdings liegt so immer Anodenspannung an den beiden EL 12 - Endröhren.
Die Holzgehäuse haben wir wie folgt drumherum gezimmert:
Der Bespannstoff ist
Mantelinnenfutter
aus der Stoffabteilung vom Kaufhof. War ein interessantes
Beratungsgespräch mit der Verkäuferin. Die Potis wurden auf ein
Weißblech montiert, daß uns netterweise ein älterer
Werkstattmitarbeiter am Bonner
Hafen geschnitten und geschenkt hat, der uns zunächst aufgrund unseres
unbefugten Herumlungerns dort ziemlich angemeckert hat. Die farbigen
Markierungen an den Potis (gelb -
Bass, blau - Höhen, rot - Eingang/Master) sind Airfix-Farbe von früher.
Super, nicht wahr?
Mein Amp funktioniert heute noch, obwohl er viel gebraucht wurde.
Ich habe aber vorsorglich die beiden
brutalen, wenn auch relativ hochohmigen Hochspannungsdioden im
Gleichrichter im Interesse der Elkos
erst kürzlich durch die EZ 81, die ich noch hatte, entsprechend der
Originalschaltung ersetzt. =>
Langsamerer Aufbau der Anodenspannung auf immerhin 424 V. Den
Standby-Schalter habe ich mit einem 43 KΩ -Widerstand (mind. 4 W)
überbrückt , damit die Raumladung im Kathodenbereich abgesaugt wird.
Ich habe irgendwo gelesen, das müsse so sein, um die Lebensdauer der
Röhren nicht zu beeinträchtigen. Auch bleibt so der erste Elko so immer
unter Spannung, so daß die schlagartige Aufladung bei Schließen des
Stand-by-Schalters vermieden wird.
Aufgrund des großen Augangstrafos gibt's auch einen durchaus
voluminösen Bass, wenn man einen HiFi-Lautsprecher anschließt. Der
eingebaute Celestion G12K-85 ist, speziell für E-Gitarren, ziemlich
hart aufgehangen. Ich schätze die maximale Ausgangsleistung für
sinusförmige Signale auf etwa 60 Watt.
Unten die Gesamtansicht. Ich habe ihn wirklich oft transportiert und benutzt,
was man ihm auch ansieht. Zunächst mit einem LesPaul-Nachbau, dann
einer LesPaul-Studio, beide mit Humbucker, was die Vorstufe übersteuern
kann (->Santana-Sound). Derweil mit einem Telecaster-Nachbau, womit
ich aber kaum Übersteuerung hinbekomme. Die Line-Out und Line-In
Buchsen hinter der zweiten Vorstufe bzw. direkt vor der
"Kuhschwanz"-Klangregelung zum Einschleifen von Effektgeräten benutze
ich nie, da dann Bässe und Höhen fehlen. Warum das so ist, weiß ich nicht.
Leider gibt es eine Inflation
von Sicherheitshinweisen, weswegen das keiner mehr ernst nimmt - aber
dieser erscheint mir ausnahmsweise mal wichtig:
Die sekundärseitige Wechselspannung des Netztrafos liegt über 600 V,
weswegen die Gefahr von hochspannungsbedingten Überschlägen durchaus
real ist (Orientierungswert 1 cm / 1000 V). Auch in Röhren können
Überschläge stattfinden und wenn so das Gitter der Eingangsröhre unter
Hochspannung geraten sollte, ist auch der Gitarrist gefährdet. Ich habe
daher zur Sicherheit zwei Ankopplungskondensatoren am
Gitarreneingang hintereinander geschaltet - 0,1 µF braucht man,
also zwei 0,2 µF mit jeweils 1000V - Spannungsfestigkeit hintereinander
(was nicht im Schaltbild berücksichtigt ist!). Auch ist - natürlich, liebe Puristen - das Chassis über den Schutzkontakt geerdet.
Es könnte ja mal sein, daß in dem üblicherweise feuchten und
vermuffelten Probenkeller was durchschlägt und wenn dann das - meist
geliehene - Gitarrenkabel falsch verdrahtet ist, also Masse und Signal
vertauscht wurde..
vorne
hinten
EL12 in Betrieb
Baujahr Chassis Apparatebau Bingen
Und weil ich ja nicht so bin, hier noch zwei Hörbeispiele aus dem Probenkeller (Duo Stratocaster Rhythmus + LesPaul solo) hier und hier.