Stereo-Endstufe mit 2x ECL86

Auf dem Sperrmüll fand sich ein Plattenspieler-Gehäuse der Fa. DUAL mit einem intakten Verstärker-Chassis. Da der Verstärker völlig brummfrei arbeitete und darüberhinaus einen kräftigen Bass, wenn auch bei mäßiger Lautstärke lieferte, wurde das folgende Projekt realisiert:
Einbau in ein stabiles Gehäuse mit Lautsprechern und ein Modul zur Wiedergabe von mp3-Dateien auf USB-Sticks und SD-Speicherkarten.
Das Schaltbild zeigt einen Kanal. Bemerkenswert ist hier die Balance-Einstellung, bei der die Gegenkopplung über das R-C-Netzwerk C11, C12, R10, R11 an die Kathode der Vorröhren-Systeme ECL86 über den linearen Poti P4 (2,5 KΩ) für die beiden Kanäle mehr oder weniger an Masse abgeführt wird..

Schaltbild DUAL p 1011 V26 Plattenspieler-Verstärker

Es wurde ein stabiles Gehäuse aus Regalbrettern und Sperrholzresten gefertigt. Die Frontplatte für Lautsprecher, mp3-Modul und Alu-Bedienfeld vom Plattenspieler wurde mit einem durchlässigen Lautsprecher-Bespannstoff bespannt. Dazu erwies sich Heißkleber als recht geeignet.

Gehäuse innen

Das mp3-Modul aus Shenzhen /China (vgl. auch 'Reggaemaster') braucht 5 V Betriebsspannung und ließe sich prinzipiell mit der gleichgerichteten Heizspannung der Röhren  (6,3 V) betreiben. Da die Masse des Moduls aber an dessen Betriebsspannung liegt, sind Brummschleifen und Kurzschlüsse nicht ausgeschlossen, insbesondere wenn der Heizstromkreis über einen kleinen Widerstand oder direkt an der Masse des Folgeverstärkers liegt, was bei Röhrenverstärkern üblich und auch hier der Fall ist (s. Schaltbild).
Daher wurde noch ein kleines stabilisiertes Netzteil mit einem sehr kleinen Trafo aus einem ausgedienten Steckernetzteil mit etwa 7 V ~ und einem 7805 mit der dafür üblichen Beschaltung auf einem Holzbrettchen aufgebaut. Das Holzbrettchen mit dem Netzteil konnte später einfach mit einer M3-Schraube auf einem Abschirmblech des Verstärker-Chassis befestigt werden.
Das mp3-Modul verfügt über mehrere Ausgänge: Einen Stereo-NF-Ausgang für Verstärker-Eingänge (schätzungsweise 50 mV) und eine Stereo-Kleinleistungs-Endstufe mit einem NS8002-Baustein je Kanal, der immerhin jeweils 3 W an 3 Ω liefern kann. Da der Eingang der Röhrenvorstufe sehr hochohmig ist, würde ich diese Endstufe, wenn sie denn dort angeschlossen werden soll, mit einem Abschlusswiderstand versehen (5..20 Ω) und dann mit ca. 2..10 µF ankoppeln. Ich habe allerdings für beide Kanäle jeweils den 50 mV-Ausgang angeschlossen; der ECL86-Verstärker, der ja eigentlich für einen Kristalltonabnehmer mit hoher Ausgangsspannung vorgesehen war, wird damit zwar nicht voll ausgesteuert, aber mir reicht das. Diese Ausgänge können direkt mit dem Verstärkereingang verbunden werden (Pos. '3', bzw. 'heißer' Anschluss des Lautstärke-Potis im Schaltbild oben). Die Module verfügen über einen zusätzlichen AUX-Eingang, der über das Panel ausgewählt werden kann. Dieser sollte allerdings, wenn er wie hier verwendet wird, nur mit Kondensatoren angekoppelt werden, da er gegenüber Gleichspannungen sehr empfindlich ist.

Netzteil-Modul

Das nächste Bild zeigt den fliegenden Testaufbau.

fliegender Aufbau

Der Einbau ins Gehäuse: Es reicht hier völlig, die Anschlüsse für den Stereo-Aux-Ausgang (schwarz, rot, gelb) des Moduls zu der 5-poligen DIN-Buchse zu flechten statt ein abgeschirmtes Kabel zu verwenden, da er niederohmig ist.

Einbau ins Gehäuse

Das fertige Gerät: Die DIN-Buchsen werden für einen Modul-NF-Ausgang nach außen und einen Aux-Verstärker-Eingang verwendet.

Verstärker Ansicht von vorne
Verstärker Ansicht von hinten

Radio hören geht auch mit dem Modul:

Radiomodus
Leistungsaufnahme: 41W bei 230V.

Nachtrag:
Ich hatte den Verstärker über den Eingang des mp3-Moduls als Signalverfolger bei der Prüfung eines Röhrenverstärkers missbraucht und - natürlich - dabei den Aux-Eingang des Moduls zerschossen. Zu allem Überfluss hatte ich auf Schutzkondensatoren verzichtet!. Das mp3 -Modul musste also erneuert werden. Da der deutsche Zoll zickte, musste ich 1/2 Jahr darauf warten. DealExtreme schickte mir aufgrund meiner Reklamation (ich wusste ja nicht daß das so lange beim Zoll lag) noch ein zweites Modul mit der Bluetooth-Schnittstelle. So brauche ich nun nur noch mein gutes altes Klapphändi (cellphone) auf das Holzgehäuse legen und es spielt ab. Beim Neueinbau habe ich das Gerät zusätzlich noch etwas überarbeitet. Es verfügt jetzt über jeweils zwei Paare jeweils parallelgeschalteter Oval-Lautsprecher (bei Pollin unter 1 €/Stk.), für links und rechts jeweils nach vorne und hinten abstrahlend. Leider habe ich auch den Bespannstoff aus den 60ern beim Ausbau der Frontplatte stark beschädigt und mich daher an eine textile Neudefinition der Optik der guten alten Stuben-Schallwände gewagt (s.u.).

Herstellung der Frontplattetextile Bespannung der Frontplatte
ECL86-Amp neuECL86-Amp, neu, rückwärtige Ansicht


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