Auf dem Sperrmüll fand sich ein
Plattenspieler-Gehäuse der Fa. DUAL mit einem intakten
Verstärker-Chassis. Da der Verstärker völlig brummfrei arbeitete und
darüberhinaus einen kräftigen Bass, wenn auch bei mäßiger Lautstärke
lieferte, wurde das folgende Projekt realisiert:
Einbau in ein stabiles Gehäuse mit Lautsprechern und ein Modul zur
Wiedergabe von mp3-Dateien auf USB-Sticks und SD-Speicherkarten.
Das Schaltbild zeigt einen Kanal. Bemerkenswert ist hier die
Balance-Einstellung, bei der die Gegenkopplung über das R-C-Netzwerk
C11, C12, R10, R11 an die Kathode der Vorröhren-Systeme E
CL86 über den linearen Poti P4 (2,5 KΩ) für die beiden Kanäle mehr oder weniger an Masse abgeführt wird..
Es wurde ein stabiles Gehäuse aus Regalbrettern und Sperrholzresten
gefertigt. Die Frontplatte für Lautsprecher, mp3-Modul und
Alu-Bedienfeld vom Plattenspieler wurde mit einem durchlässigen
Lautsprecher-Bespannstoff bespannt. Dazu erwies sich Heißkleber als
recht geeignet.
Das
mp3-Modul aus Shenzhen /China (vgl. auch '
Reggaemaster')
braucht 5 V Betriebsspannung und ließe sich prinzipiell mit der
gleichgerichteten Heizspannung der Röhren (6,3 V) betreiben. Da
die Masse des Moduls aber an dessen Betriebsspannung liegt, sind
Brummschleifen und Kurzschlüsse nicht ausgeschlossen, insbesondere wenn
der Heizstromkreis über einen kleinen Widerstand oder direkt an der
Masse des Folgeverstärkers liegt, was bei Röhrenverstärkern üblich und
auch hier der Fall ist (s. Schaltbild).
Daher wurde noch ein kleines stabilisiertes Netzteil mit einem sehr
kleinen Trafo aus einem ausgedienten Steckernetzteil mit etwa 7 V ~ und
einem 7805
mit der dafür üblichen Beschaltung auf einem Holzbrettchen
aufgebaut. Das Holzbrettchen mit dem Netzteil konnte später einfach mit
einer M3-Schraube auf einem Abschirmblech des Verstärker-Chassis
befestigt werden.
Das mp3-Modul verfügt über mehrere Ausgänge: Einen Stereo-NF-Ausgang
für Verstärker-Eingänge (schätzungsweise 50 mV) und eine
Stereo-Kleinleistungs-Endstufe mit einem
NS8002-Baustein je Kanal, der immerhin jeweils 3 W an 3
Ω
liefern kann. Da der Eingang der Röhrenvorstufe sehr hochohmig ist,
würde ich diese Endstufe, wenn sie denn dort angeschlossen werden soll,
mit einem Abschlusswiderstand versehen (5..20 Ω) und dann mit ca. 2..10
µF ankoppeln. Ich habe allerdings für beide Kanäle jeweils den 50
mV-Ausgang angeschlossen; der ECL86-Verstärker, der ja eigentlich für
einen Kristalltonabnehmer mit hoher Ausgangsspannung vorgesehen war,
wird damit zwar nicht voll ausgesteuert, aber mir reicht das. Diese
Ausgänge können direkt mit dem Verstärkereingang verbunden werden (Pos.
'3', bzw. 'heißer' Anschluss des Lautstärke-Potis im Schaltbild oben).
Die Module verfügen über einen zusätzlichen AUX-Eingang, der über das
Panel ausgewählt werden kann. Dieser sollte allerdings, wenn er wie
hier verwendet wird, nur mit Kondensatoren angekoppelt werden, da er
gegenüber Gleichspannungen sehr empfindlich ist.
Das nächste Bild zeigt den fliegenden Testaufbau.
Der Einbau ins Gehäuse: Es reicht hier völlig, die Anschlüsse für
den Stereo-Aux-Ausgang (schwarz, rot, gelb) des Moduls zu der 5-poligen
DIN-Buchse zu flechten statt ein abgeschirmtes Kabel zu verwenden, da
er niederohmig ist.
Das fertige Gerät: Die DIN-Buchsen werden für einen Modul-NF-Ausgang nach außen und einen Aux-Verstärker-Eingang verwendet.
Radio hören geht auch mit dem Modul:
Leistungsaufnahme: 41W bei 230V.
Nachtrag:Ich hatte den
Verstärker über den Eingang des mp3-Moduls als Signalverfolger bei der
Prüfung eines Röhrenverstärkers missbraucht und - natürlich - dabei den
Aux-Eingang des Moduls zerschossen. Zu allem Überfluss hatte ich
auf Schutzkondensatoren verzichtet!. Das mp3 -Modul musste also
erneuert werden. Da der deutsche Zoll zickte, musste ich 1/2 Jahr
darauf warten. DealExtreme schickte mir aufgrund meiner Reklamation
(ich wusste ja nicht daß das so lange beim Zoll lag) noch ein zweites
Modul mit der Bluetooth-Schnittstelle. So brauche ich nun nur noch mein
gutes altes Klapphändi (cellphone) auf das Holzgehäuse legen und es
spielt ab. Beim Neueinbau habe ich das Gerät zusätzlich noch etwas
überarbeitet. Es verfügt jetzt über jeweils zwei Paare jeweils
parallelgeschalteter Oval-Lautsprecher (bei Pollin unter 1 €/Stk.), für
links und rechts jeweils nach vorne und hinten abstrahlend. Leider habe
ich auch den Bespannstoff aus den 60ern beim Ausbau der Frontplatte
stark beschädigt und mich daher an eine textile Neudefinition der Optik
der guten alten Stuben-Schallwände gewagt (s.u.).